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Ein Familientreffen, der Besuch guter Freunde, ein Termin beim Arzt – allesamt Situationen, die den meisten Menschen keinerlei Probleme bereiten. Sie schwingen sich auf das Rad oder starten das Auto. Für Menschen mit Behinderungen sind diese Situationen weitaus schwieriger zu bewältigen. „Wir möchten Menschen mit einer vorübergehenden oder dauerhaften Behinderung die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtern und den Alltag möglichst angenehm machen“, erklärt Karl Schmitz, Einsatzleiter des Behindertenfahrdienstes der Ortsgruppe Lathen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Ins Leben gerufen wurde der Fahrdienst der Lathener Rotkreuzler vor 20 Jahren. Seit der ersten Stunde ist auch Karl Schmitz mit von der Partie. Aufgrund einer Erkrankung hatte der heute 73-Jährige seinen Beruf zur damaligen Zeit an den Nagel hängen müssen und verfügte über mehr Freizeit, als ihm lieb war. „Genau so einen Mann suchen wir für den Aufbau unseres Fahrdienstes“, mit diesen Worten war der damalige Vorsitzende des DRK-Ortsvereins auf einer privaten Feier an ihn herangetreten.
In den Anfängen regelte Schmitz alles ganz allein. Er übernahm die Fahrten. Er kundschaftete aus, welche Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Er erstellte Flugblätter, um auf den neuen Dienst der Ortsgruppe aufmerksam zu machen. Kurze Zeit später stieß Willi Behrens hinzu, und nach und nach pendelte sich die Zahl der ehrenamtlichen Fahrer auf sechs bis acht Personen ein. „Gefahren wird wöchentlich im Wechsel. Rund um die Uhr, Tag für Tag, wenn die Nachfrage da ist“, sagt Schmitz.
Der Lathener arbeitet die Dienstpläne aus, nimmt die Terminwünsche entgegen, beantwortet Fragen zu den Kosten und erstellt die Abrechnungen. Darüber hinaus macht Schmitz die neuen Fahrer mit den internen Sicherheitskriterien vertraut. „Das A und O ist das Anschnallen“, erläutert er. Doch auch der Charakter der Fahrer spiele eine große Rolle. Neben Freundlichkeit und Zuverlässigkeit sollten Interessierte „ein Gefühl für behinderte Menschen“ haben, so Schmitz. „Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie unsere Fahrer mit den Leuten umgehen, sie regelrecht betüdeln.“
25 000 Kilometer, 600 Einsätze, 1400 Stunden – das ist die eindrucksvolle Bilanz, die der Fahrdienst im Schnitt jedes Jahr vorweisen kann. Schmitz: „Ob Krankenbesuche, Privatbesuche oder Ausflüge. Wir fahren, egal wohin, wann immer wir gebraucht werden. Wir sind ein Fahrdienst ohne Grenzen.“ Die Touren führten die Fahrer bereits nach Westerland, Berlin oder auch Hannover.
In besonderer Erinnerung ist Schmitz die Fahrt einer älteren Dame geblieben. Seine Frau Maria habe die bettlägerige Frau des Öfteren im Krankenhaus besucht, erzählt Schmitz. Bei einem dieser Besuche sagte die betagte Dame, dass es ihr größter Wunsch sei, ihre Verwandten zu besuchen, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen habe. Maria Schmitz berichtete ihrem Mann davon, der sofort alle Hebel in Bewegung setzte, um den Wunsch zu erfüllen. Er fragte die Oberin um Erlaubnis und tüftelte aus, wie das Bett sicher in dem Spezialfahrzeug transportiert werden konnte. „Die Dame war überglücklich. Sie hat wahrscheinlich nicht mehr damit gerechnet, ihre Angehörigen noch einmal zu Hause besuchen zu können. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wie man mit kleinen Gesten Menschen eine Freude machen kann“, bemerkt Schmitz zufrieden.
Ans Aufhören verschwendet der 73-Jährige keinerlei Gedanken. „Für mich ist die Aufgabe Teil meines Lebens geworden. Gerade weil ich so ein tolles Team habe, macht es mir einfach großen Spaß.“
Nähere Informationen zu dem Behindertenfahrdienst der DRK-Ortsgruppe Lathen gibt es bei Karl Schmitz unter Telefon 0 59 33/17 26 oder 85 92. (Ems-Zeitung vom 02.10.2012, Anna Kröger)