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Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar, wurde gestern in der Gedenkstätte Esterwegen unter reger öffentlicher Anteilnahme die Sonderschau „Werden sie uns wehtun?“ eröffnet.
Thema der Ausstellung ist das Schicksal der mehr als 200 000 Kinder und Jugendlichen, die von den Nazis im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden sind. Gestaltet haben die Ausstellung sechs Schülerinnen und Schüler aus Friesoythe. Mit der Holocaustüberlebenden Erna de Vries aus Lathen wohnte auch eine Zeitzeugin der Eröffnung bei.
Was in Auschwitz geschehen ist, könne kaum dargestellt werden. „Das geht gar nicht“, sagte der Friesoyther Geschichtslehrer Michael Podkrajac bei der Eröffnung der Ausstellung. Dennoch haben seine Schüler Willi Istomin, Maik Lungren, Anne Budde, Kurt-Simon Eggert und Michael Hagen von der Realschule Friesoythe sowie Delia Beifus vom Albertus-Magnus-Gymnasium den Versuch unternommen und gemeinsam eine Ausstellung über das Schicksal von Kindern und Jugendlichen im Holocaust erarbeitet.
Angesichts heutiger Umtriebe von Neonazis wollen die Schüler dazu beitragen, dass sich „Ähnliches nie wiederholt“, so der 16-jährige Istomin. Für ihr Engagement hatte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) den Schülern Anfang des Jahres den zweiten Preis des Niedersächsischen Schülerfriedenspreises 2012 überreicht.
Der Anstoß zur Ausstellung sei von Lehrer Podkrajac gekommen, berichtete Istomin. In ihrer Freizeit hätten sie dann eigenständig das Thema erforscht. Angesichts der unvorstellbaren Verbrechen sei es schwierig gewesen, sich in die Opfer hineinzuversetzen, ergänzte Mitschüler Hagen. Dass so viele Interessenten zur Eröffnung der Schau gekommen waren, war für Beifus eine Überraschung. „Damit hat keiner gerechnet“, so die Schülerin.
Eröffnet wurde die Ausstellung durch Landrat Reinhard Winter (CDU). Er erinnerte in seiner Rede an die beispiellosen Verbrechen der Nationalsozialisten. Diese hätten sich bewusst vom an die Gleichheit aller Menschen gemahnenden Denken abgewandt. Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Andersdenkende wurden ihre Opfer.
Winter würdigte das Engagement der Friesoyther Schüler und wiederholte die anerkennenden Worte des Kultusministers. Ihr Engagement ginge „weit über das Übliche hinaus“. Dafür dankte Winter den jungen Leuten im Namen des Landkreises.
Die zahlreich erschienenen Gäste hörten im Anschluss an die Eröffnung einen Vortrag der Holocaustüberlebenden Erna de Vries. Sie berichtete von den Erlebnissen, die sie während der nationalsozialistischen Diktatur machen musste. Wie durch ein Wunder überlebte die heutige Lathenerin die Verfolgung und das Vernichtungslager Auschwitz.
Der 27. Januar ist 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum gesetzlichen Gedenktag für die Opfer der Naziherrschaft erklärt worden. Bundesweit wurde auch in diesem Jahr mit Gedenkveranstaltungen der Ermordeten und Verfolgten gedacht. (Ems-Zeitung vom 28.01.2013, Robert Heinze)