+ 49 (0) 5933 66 0 info@lathen.de
Do 22° / 17 ° CFr 13° / 11 ° C
0 Artikel

Niederlangen. Dem raschen Bau der Höchststromtrasse, die vom Umspannwerk Heede bis Wesel an den Niederrhein führt, wird augenscheinlich hohe Bedeutung beigemessen. Zu einer Informationsveranstaltung im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens für den knapp 30 Kilometer langen Streckenabschnitt von Heede bis zur Stadtgrenze von Meppen war am Dienstag selbst Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) nach Niederlangen-Siedlung angereist.

In seinem Tross Experten aus Ministerien und Landesbehörden, führende Köpfe aus Kreisverwaltung und Gemeinden sowie Wissenschaftler und Tennet-Repräsentanten. Als Veranstalter trat das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe auf.

Doch bei der „Trassenfindung im Dialog“ – so hatte Tennet-Projektleiter Lars Holze-Lentas seine Ausführungen überschrieben – hielt sich die Zahl der Besucher mit gut zwei Dutzend interessierten Bürgern gegenüber den „Offiziellen“ (ein Teilnehmer am Rande des Infoabends im Saal der Gaststätte Knevel) nahezu die Waage.

Übereinstimmend führten Landrat Reinhard Winter („Der Kreistag beschäftigt sich seit 2007 mit dem Thema“) und Tennet-Projektchef Holze-Lentas die geringe Resonanz auf die hochkarätig besetzte Vortragsveranstaltung auch auf die bisher schon transparente Informationspolitik zurück. Die Bevölkerung sei offensichtlich umfassend über den Bau der 380-Kilovolt-Leitung durch das Emsland unterrichtet.

Entschädigung

Gleichwohl schloss sich dem gut einstündigen Vortragsreigen eine ausführliche Fragerunde an. Wesentliche Punkte dabei waren die Höhe der Entschädigung für die betroffenen Flächenbesitzer und Befürchtungen, dass in den Korridor möglicherweise noch weitere Höchststromleitungen eingezogen werden könnten. Ohne den im Januar beginnenden Gesprächen mit dem Landvolk als zentralem Verhandlungspartner vorgreifen zu wollen, stellte Holze-Lentas in Aussicht, dass für den Standort eines Strommastes eine einmalige Entschädigung in Höhe von etwa 5000 Euro zu erwarten sei. Für Bereiche unter Freileitungen stünde eine Zahlung in Höhe von 20 Prozent des Verkehrswerts der überspannten Fläche in Aussicht.

Landrat Winter sprach sich klar dagegen aus, dass das Emsland nach der Planfeststellung für die 380-kV-Trasse mit weiteren Leitungen belastet werde. „Die gesamte Offshore-Last darf nicht allein dem Westen des Landes aufgebürdet werden.“ Der Kreistag habe in seinem Beschluss zum Raumordnungsverfahren im Januar deutlich gemacht, dass seine Zustimmung zum ein Kilometer breiten Stromkorridor nicht automatisch für eine zweite Trasse gelte.

Pilotprojekt

Minister Wenzel („Wir hängen mit dem Netzausbau für die erneuerbaren Energien zurück“) räumte ein, dass die Verwirklichung von Stromtrassen nicht immer konfliktfrei verlaufe. Doch speziell für die Offshore-Windenergie müssten weitere Transportwege vom Norden in den Süden geschaffen werden. Zur 380-kV-Leitung durch das Emsland zeigte Wenzel auf, diese sei eines von bundesweit vier Vorhaben, die als Pilotprojekte neben Freileitungen auch Abschnitte mit Erdkabeln vorsähen.

Zur „Feinjustierung“ (Winter) des Verlaufs der Höchststromleitung ab dem Umspannwerk in Heede bis zur Stadtgrenze von Meppen erläuterte Projektleiter Holze-Lentas, dass Tennet Anfang des Jahres 2014 die Unterlagen zur Planfeststellung bei der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr einreichen werde. Den Planfeststellungsbeschluss erwartete er für das dritte Quartal 2015.

Anregungen von Bürgern

Holze-Lentas zeigte sich zuversichtlich, dass die Planfeststellung weitgehend reibungslos verlaufe. Tennet habe bislang schon rund 200 Anregungen von Bürgern, die beispielsweise im Verlauf von Infoveranstaltungen und Anwohnerversammlungen aufgezeigt worden seien, in die Planungen einfließen lassen.

Voraussichtlich Mitte des Jahres 2015 werde der Planfeststellungsbeschluss vorliegen, sodass zum Herbst mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte. Die Inbetriebnahme der Stromleitung prognostizierte Holze-Lentas für Ende 2016/Anfang 2017.

Insgesamt verläuft die Höchststromleitung auf einer Länge von 180 Kilometern. Im Anschluss an das Tennet-Teilstück bis zur Stadtgrenze Meppen zeichnet für den folgenden Streckenabschnitt bis Wesel der Netzbetreiber Amprion verantwortlich (Ems-Zeitung vom 05.12.2013, Klaus Dieckmann).