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Die Null muss stehen. Mit dieser Defensiv-Philosophie führte der Schalker „Jahrhundert-Trainers“ Huub Stevens den Fußballbundesligisten aus Gelsenkirchen 1997 zum Europapokal-Triumph. Die Null steht auch nach der Bundestagswahl 2013. Zumindest in Oberlangen-Moor. Wie schon 2009 gab es dort für die SPD nichts zu holen. Exakt 0,0 Prozent der abgegebenen Zweitstimmen entfielen dort auf die Sozialdemokraten.
Bei den Erststimmen machte immerhin einer der 62 Wähler in dem Ortsteil von Oberlangen (Samtgemeinde Lathen) sein Kreuzchen bei SPD-Kandidat Markus Paschke. Die 61 anderen entschieden sich für die mit großer Mehrheit wiedergewählte Direktkandidatin Gitta Connemann. In Prozenten bedeutet das für Oberlangen-Moor: 98,4 für Connemann, 1,6 für Paschke. Insgesamt waren in dem Ortsteil 80 Wahlberechtigte zum Urnengang aufgerufen.
Oberlangen-Moor beschert Connemann ein Rekordergebnis. Nicht nur nicht im nördlichen Emsland, sondern in keinem anderen Wahlbezirk des Wahlkreises, der sich vom Twist bis nach Borkum erstreckt, konnte die Christdemokratin ein annähernd hohes Resultat einfahren – also auch weder in Hasselbrock (86,2 Prozent), Niederlangen-Siedlung (84,8) und Eisten (83,9) noch in Neurhede (83,4). Das schlechteste emsländische Ergebnis fuhr Connemann im Gemeindehaus der ev.-luth. Kirche in Papenburg (45,4) ein. Die wenigsten Stimmen gab es für sie in der Plytenbergschule in Leer (27,8). Insgesamt erhielt die 49-Jährige 54,7 Prozent der Stimmen, Paschke kam auf 31,2.
Vor vier Jahren war Connemann in Oberlangen-Moor „nur“ auf 85,7 Prozent gekommen. Seinerzeit hatten sich immerhin 11,1 Prozent der Wähler für den Aschendorfer FDP-Bundestagsabgeordneten Hans-Michael Goldmann entschieden, der den Wiedereinzug mit den Liberalen in den Bundestag diesmal verpasste. In Oberlangen-Moor büßte Goldmann sämtliche Stimmanteile ein. Immerhin noch zweistellige Ergebnisse gab es für den Aschendorfer in Papenburg. Am stärksten hielten ihm die Wähler im Ortsteil Nenndorf (21,1 Prozent) die Treue. In seinem Heimatort selbst kam Goldmann aber nurmehr auf bis zu 19,5 Prozent der Stimmen. 2009 waren es noch bis zu 35,5 Prozent gewesen.
Der Liberale punktete seinerzeit auf den ersten Blick überraschend stark in Gemeinden wie Neubörger, Neulehe, Wippingen, Börger und Rastdorf. In diesen Orten hatte Connemann 2009 zum Teil dicke Einbußen hinnehmen müssen. Der Grund: Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren war die Debatte um den Bau eines von der CDU mehrheitlich unterstützten Steinkohlekraftwerkes in Dörpen noch in vollem Gange. Das Milliardenprojekt der Energiekonzerne EnBW (Karlsruhe) und BKW (Bern) war in der Bevölkerung stark umstritten. Die Planungen wurden im Dezember 2009 eingestellt. Nach der Bundestagswahl wenige Monate zuvor fiel bei der Analyse der Direktkandidaten auf, dass die Siegeskurve von Gitta Connemann insbesondere in den Gemeinden, die in der Hauptwindrichtung der zu erwartenden Emissionen durch das Kraftwerk liegen, größere Dellen aufwiesen.
Goldmann war ein erklärter Gegner des Kraftwerkes. Das Kraftwerk ist Geschichte, die Dellen in Connemanns Triumphkurve sind verschwunden.
SPD-Kandidat Paschke holte seine besten Ergebnisse im Landkreis Leer. Den Spitzenrang teilen sich Wymeer (Gemeinde Bunde) und Tichelwarf (Stadt Weener) mit jeweils 57,5 Prozent. Seinen stärksten Wert im nördlichen Emsland fuhr der Sozialdemokrat in der Papenburger Pestalozzischule ein (37,0 Prozent).
Kleem (Mühlenschule II, 9,3) und Lenzen (Gaststätte Moorquelle, 9,8) holten ihre besten Emsland-Ergebnisse ebenfalls jeweils in Papenburg.
Von den exakt 232 784 Wahlberechtigten im Wahlkreis schritten 166 958 zur Urne, wie der Leeraner Landrat Bernhard Bramlage (SPD) am Wahlabend im Maritimen Kompetenzzentrum in Leer verkündete. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 71,7 Prozent. Sie liegt damit leicht höher als 2009 (71,3). 2098 Stimmen waren ungültig. Für Connemann votierten 90 236 Wähler, für Paschke entschieden sich 51 408.
Fast doppelt so viele Stimmen wie Goldmann (4288/2,6 Prozent) fuhr Grünen-Kandidat Harald Kleem (8440/5,1) ein. Dazwischen liegt Charlotte Lenzen (Die Linke), für die 6427 Wähler (3,9) stimmten. Schlusslicht in der Riege der Direktkandidaten ist hinter Ingo Tonsor (Freie Wähler, 1818/1,1) der Einzelbewerber Ralf Lükensmeier (587/0,4). (Ems-Zeitung vom 24.09.2013, Papenburg, Gerd Schulte)