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Die Haustür steht offen, „Komm rein“, ruft es vom Ende des Hausflurs, wo „Busemanns Bernd“ gerade an seiner Krawatte zupft. „Moin“, ein Händedruck – und los geht’s. Der Justizminister des Landes Niedersachsen hat sein Amt heute in Hannover gelassen, die Politik aber nicht. „Ich habe noch Bock“, erklärt er kurz und knapp auf die Frage nach seiner Motivation, wieder um ein Mandat im Landtag für die CDU im nördlichen Emsland zu kämpfen.
Das wäre dann schon die fünfte Wahlperiode, die der Dörpener im Landtag zubringen würde, der seit 2003 auch Mitglied der Landesregierung ist und damit stets einen Terminkalender hat, dessen pralle Fülle so manch anderen in den Wahnsinn treiben würde. Doch für den gebürtigen Dörpener ist das Teil seines Lebens, dass er sich in Absprache mit seiner Frau Ilse-Marie so gewählt hat. Etwas Bedauern klingt aber schon mit, wenn Bernd Busemann sagt: „Den Privatmann gibt es, aber oft kommt die Familie zu kurz.“
Die Familie, das sind vor allem seine Frau Ilse-Marie, seine beiden Töchter und die beiden Enkelkinder, und irgendwie gilt das wohl auch für das knappe Dutzend Pferde und die Zuchtherde Bentheimer Landschafe, die das Ehepaar seit mehr als 20 Jahren sein Eigen nennt.
„1987 bekam ich Ödland angeboten, das keiner haben wollte. Bei der Suche nach einer sinnvollen Nutzung empfahl man mir, hier zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Bentheimer Landschafe zu züchten“, erinnert sich Busemann an die Anfänge. Währenddessen wirft Ehefrau Ilse-Marie die Jacke über und verabschiedet sich. Sie macht sich auf den Weg zu den Tieren, denn die wollen täglich versorgt sein. Schnell ruft ihr ihr Ehemann noch zu, dass er später eine kurze Zeit zu Hause sein wird, bevor „der Fahrer“ wiederkommt und damit der nächste Termin in Sichtweite geraten wird.
Bernd Busemann wendet sich wieder seinem Gesprächspartner zu – und da ist sie dann auch schon wieder: die Politik. Geprägt von Jahrzehnten leidenschaftlichen Politikinteresses, dem harten Brot als Oppositionspolitiker im Landtag und schließlich getragen „von der Kraft der Regierungsseite“, arbeitet sich der Minister aus dem Stegreif mit Leichtigkeit durch die vielen Themen.
Das immer auch mit Blick auf seinen Wahlkreis und gerade bei Schulen, Straßen und seinem heutigen „Hausthema“ Justiz durchaus auch gespickt mit einem gerüttelt Maß Stolz auf seinen eigenen Beitrag zur Entwicklung im Land und speziell seiner Heimat. Seine Politik ist dabei geprägt von dem Grundsatz: „Als Minister muss ich das Ganze sehen, aber auch den Wahlkreis im Auge haben.“ Von dieser Maxime profitierten der Altkreis Aschendorf-Hümmling und das Emsland am intensivsten in der Zeit Busemanns als Kultusminister des Landes von 2003 bis 2008. „Da habe ich Spuren hinterlassen“, konstatiert der 60-jährige Dörpener zufrieden. Die Klasse-10-Gymnasien in Dörpen und Werlte, die Sicherung der Schulstandorte in Lorup, Surwold, Rhede und mehr als 30 Millionen Euro aus dem IZBB-Programm für das Emsland sprangen dabei heraus.
Es lief aber nicht immer alles glatt. Gleich zwei Rückschläge ereilten Busemann im Jahr 2008. Zum einen bescherte ihm die lang anhaltende und kontroverse Debatte um das Für und Wider eines Kohlekraftwerkes in Dörpen bei der Landtagswahl im Januar ein miserables Wahlergebnis, zum anderen musste er nur kurze Zeit später unfreiwillig seinen trotz aller Reibereien mit Parteikollegen wie auch mit Interessengruppen so lieb gewonnenen Posten als Kultusminister räumen. Der damalige Ministerpräsident Christian Wulff verordnete einen Rollentausch: Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann wechselte auf Buse manns Posten, der seinerseits auf dem Chefsessel im Justizressort Platz nahm.
Letztlich war das wohl auch das Ergebnis des Auftretens eines selbstbewussten Emsländers in Hannover, der, wie er sagt, „nie unter karrieretaktischen Gründen“ in der Politik unterwegs war und ist. „Ich habe mich nicht verbiegen lassen“, sagt Busemann, der sich selbst aus den Erlebnissen seiner Kindheit heraus auch von der „Denke“ in der Landwirtschaft geprägt sieht. Der Rechtsanwalt und Notar kommt sogar zu dem Schluss: „In meiner Grundstruktur bin ich ein Bauer.“
Darauf fußend, will er weitere fünf Jahre in Hannover seinen Beitrag dazu leisten, dass dort keine wichtige Weiche gestellt wird, ohne dass dabei auch ein Emsländer am ganz langen Hebel sitzt. Darauf hat er weiter „Bock“. (Ems-Zeitung vom 31.12.2012, Hermann Hinrichs)