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Zu teuer und zu wenig frequentiert: Die vor drei Jahren stillgelegte Bahnstrecke Lathen–Werlte ist erst einmal aus dem Rennen, was die Jagd auf die niedersächsischen Fördermittel zur Reaktivierung einstiger Bahnstrecken angeht.
Nur 28 von 74 vorgeschlagenen Schienensträngen können noch hoffen, Aufnahme in das Projekt „Reaktivierung von Bahnstrecken“ des Landes zu finden. Doch die Strecke über den Hümmling wird nicht darunter sein. Ein Rückschlag für die Anrainer-Samtgemeinden Lathen, Werlte und Sögel. Doch noch gibt es Hoffnung – und auch der Kampfeswille scheint ungebrochen. Es sind zwei K.o.-Kriterien, die dem „Nein“ des Lenkungsausschusses für die Reaktivierung der Bahnstrecke Lathen–Werlte zugrunde liegen, sagt Stefan Wittke, Sprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: „Eines davon ist das geringe Verkehrspotenzial, wie die Planer sagen. Es wohnen schlicht zu wenige Menschen und damit zu wenige potenzielle Fahrgäste an der Strecke.“
Und: die Kosten. „Die Strecken sind teilweise nicht elektrisiert, teilweise gibt es keine Schienen“, so Wittke. Die Instandsetzung würde eine Menge Geld verschlingen. Und mit jedem Tag, den die Bahnstrecke still liegt, verfallen die Anlagen mehr, steigen die Kosten, sinken die Chancen. Also aus, Schluss, Ende?
„Das muss man politisch schon sehr wollen“, sagt der Ministeriumssprecher auf die Frage, ob es überhaupt noch Hoffnung auf eine Wiederinbetriebnahme der Gleisverbindung von Lathen über Sögel nach Werlte gebe. Dieser politische Wille ist da. Lathens Samtgemeindebürgermeister Karl-Heinz Weber, ein Befürworter der Strecke, ist zwar enttäuscht über die Absage, will aber weiter am Ball bleiben. Denn: „Eine vorhandene Schieneninfrastruktur ohne Not aufzugeben halte ich für einen großen Fehler.“
Auch Werner Gerdes, Bürgermeister der SG Werlte, ist über das Scheitern im Reaktivierungsprojekt nicht glücklich. „Wir hatten das als kleine Chance gesehen, die Strecke eventuell doch wieder aktiv betreiben zu können“, sagte er. „Diese Bahn gehört zum Hümmling dazu. Es ist nun einmal die Hümmlinger Eisenbahn.“ Jedoch: Aufgeben will er nicht.
Gerdes: „Wir müssen schauen, ob es andere Möglichkeiten gibt.“
Die gibt es, glaubt man Günter Wigbers. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Sögel hatte nach eigenen Angaben ohnehin keinerlei Hoffnungen auf Aufnahme in das Reaktivierungsprojekt der rot-grünen Landesregierung gesetzt. „Mir war von vorneherein klar, dass wir in dieses Programm nicht hineinrutschen, weil dabei der Personennahverkehr im Vordergrund stand. Wir reden bei der Strecke aber von Güterverkehr“, sagt Wigbers. Und: „Beim Güterverkehr habe ich eine ganz andere Ausbauklasse, die ich erfüllen muss. Ein Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn – das brauchen wir hier auf dem Hümmling nicht.“
Deshalb seien die Kosten für eine Reaktivierung im Sinne des Güterverkehrs auch um etliches günstiger als eine Instandsetzung für die Personenbeförderung. Statt Summen im zweistelligen Bereich wären „vier bis fünf Millionen Euro ausreichend“. Geld, das zu investieren sich lohnen würde. Wigbers: „Eine Region braucht Verkehrs träger, wenn sie wirtschaftlich attraktiv sein will. Wir auf dem Hümmling haben keine Autobahn, keine Bundesstraße, keine Wasserstraße. Aber wir haben noch eine Schienenverbindung. Und die darf man nicht aufgeben“.
Das sei auch im Sinne der lokalen Wirtschaft. Das Fahrzeugwerk Krone in Werlte sowie auch der Schlachthof Weidemark in Sögel haben laut Wigbers „das klare Signal gegeben: Wir brauchen die Option Bahn.“ Auch für die Ansiedlung weiterer Unternehmen sei die Infrastruktur eines der entscheidenden Argumente. Deshalb soll das Geld für eine Reaktivierung der Bahnstrecke über den Hümmling nun beim Bund beantragt werden. Die Zeichen für eine Bewilligung stünden gut, so Wigbers. (Ems-Zeitung am 26.10.2013, Sögel/Lathen/Werlte, Karsten Frei)