+ 49 (0) 5933 66 0 info@lathen.de
Di 10° / 6 ° CMi 9° / 5 ° C
0 Artikel

Einst ein Aushängeschild von Lathen, ist vom insolventem Unternehmen GM Stahlbau nicht mehr viel geblieben. 90 Mitarbeitern wurde gekündigt. Maschinen, Werkzeuge und Möbel wurden vor wenigen Tagen versteigert. „Verramscht“, sagt Heinz Meenen, der den Betrieb 1989 mit Gerd Germer gegründet hatte. Er musste hilflos zusehen, wie nach der Übernahme durch die Barlage Holding aus Haselünne innerhalb von zwei Jahren ein „hochprofitables Unternehmen“ in die Insolvenz abstürzte.

„Um was es mir besonders leidtut, sind die Leute. Wir hatten die Besten. Die Produktivsten.“ Meenen ist hörbar um Haltung bemüht, wenn er von seinen ehemaligen Angestellten spricht. Im Verlauf von 22 Jahren hatten er und Germer mit GM Stahlbau einen Betrieb aufgebaut, der mit zu den Marktführern im Stahlbau zählte.

Dass sie hilflos miterleben sollten, wie ihr Lebenswerk innerhalb kürzester Zeit untergeht, damit hatten sie nicht gerechnet, als sie im April 2011 das Unternehmen an die Barlage Holding zu einem laut Meenen „günstigen Preis“ verkaufen. „Damals haben wir geglaubt, wir geben das Ding in sichere Hände“, sagt der ehemalige Geschäftsführer. „Wir haben ein grundsolides, schuldenfreies Unternehmen übergeben.“ Die Auftragsbücher seien gut gefüllt gewesen. „Wir waren mit das produktivste Stahlunternehmen Norddeutschlands, und das haben die mir nichts, dir nichts an die Wand gefahren.“

Wo früher gearbeitet wurde, herrscht nun Ausverkaufsstimmung. Über 1000 Artikel listete der Katalog für die Auktion, bei der Mitte November das, was von GM Stahlbau noch übrig ist, zu Geld gemacht werden sollte. Lastwagen, Werkbänke, Büromöbel – alles ist laut Katalog „live vor Ort“ unter den Hammer gekommen. Auch die Gewerbeanlage selbst stand für einen Bieterwettstreit bereit: ein 31 000-Quadratmeter-Grundstück an der Hermann-Kemper-Straße mit 12 900 Quadratmetern Hallenfläche. Ein Käufer für die Immobilie habe sich aber nicht gefunden, sagt der mit der Versteigerung beauftragte Auktionator Kurt Schmöe aus Hamburg.

Lathens Gemeindedirektor Karl-Heinz Weber muss also weiter hoffen, dass sich hier ein Arbeitgeber ansiedelt, der Jobs schafft. Denn in der knapp 6100 Einwohner zählenden Gemeinde wiegt die Insolvenz schwer. „Natürlich ist es für uns bedauerlich, dass diese Steuereinnahmen kurzfristig wegfallen“, sagt Weber. „Doch für mich persönlich ist es auch menschlich eine Tragödie, wenn Mitarbeiter, die 25 Jahre bei diesem Unternehmen gearbeitet haben, plötzlich auf der Straße stehen.“

Viele Entlassene finden sich genau in dieser Situation wieder. Ihnen musste gekündigt werden, sagt Insolvenzverwalter Andreas Sontopski. Alle Rettungsversuche seit Beantragung der Insolvenz im Sommer waren gescheitert . Kein Käufer, kein Investor sprang als Retter herbei. „Alle haben versucht etwas zu tun“, so Weber. „Der Insolvenzverwalter hat alle möglichen Schritte initiiert, um einen übernehmenden Betrieb zu finden.“ Doch vergeblich. „Die Schließung konnte nicht verhindert werden“, sagt Sontopski. Jetzt werde das zu Geld gemacht, was noch übrig ist, um die Gläubiger zufriedenzustellen.

Überraschende Wende

Für Meenen ist nicht zuletzt Dieter Barlage, Geschäftsführer der Holding und später auch von GM Stahlbau, dafür verantwortlich, dass es so weit gekommen ist. Falsche Personalpolitik und „Beratungsresistenz“ wirft Meenen ihm vor.

Vor zweieinhalb Jahren klang das noch ganz anders. „Uns kam es besonders darauf an, ein Unternehmen zu finden, welches für den Bestand der Arbeitsplätze einsteht und GM Stahlbau so weiterführt wie bisher.“ Die Worte, die Meenen bei Bekanntgabe der Übernahme gesprochen hat, stoßen ihm heute sauer auf. Doch damit war er nicht allein. „Hierdurch wird die Arbeitsplatzsicherheit erhöht“, sagte Barlage beim selben Termin.

Was zunächst folgte, waren Erfolgsmeldungen: Investitionen von 2,5 Millionen Euro und die Aufstockung der Belegschaft auf 150 Mitarbeiter wurden im darauffolgenden Februar angekündigt. Peter Schmitt, bis Herbst 2012 Geschäftsführer, sprach bei einem Betriebsbesuch der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann im April 2012 noch von einer guten Auftragslage und der erfolgreichen Bewältigung der Wirtschaftskrise. Wenige Monate später ist Schmitt als Geschäftsführer raus, Barlage übernimmt selbst.

Es wurde ruhig um den Betrieb. Im Sommer wurde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Meppen beantragt. Für viele überraschend. „Man hatte ja erst im letzten Jahr in neue Maschinen investiert. Da sieht man keine Insolvenz kommen“, sagt Weber. GM Stahlbau ist am Ende. Warum genau – das wüsste vielleicht Barlage. Der aber will sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. (Ems-Zeitung vom 27.11.2013, Karsten Frei)